ZEN im Alltag, Teil 2.
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Er lehrte in einer Weise, dass er sagte: Zen ist nicht eine Wahrheit Gottes. Er versprach auch kein Himmelreich. Er sagte auch nicht, man solle sich vor einem Buddha verbeugen. Er sagte ganz einfach: Wie können wir diesen unruhigen Geist, den wir tagtäglich erleben, als die Wahrheit unseres Lebens erleben? Hier müssen wir genau schauen, um Zen zu erleben. Der Buddha lebte vor 2550 Jahren, er war der erste, der die Wahrheit direkt erlebte und sie auch klar benennen konnte. Er war zuallererst ein Mensch wie wir, der von den Schwierigkeiten des Lebens hin- und hergeworfen wurde, von Krankheit, Alter und dem Tod. Doch dann hat er die Wahrheit in seinem eigenen Geist finden können, nach sechs Jahren Übung in Askese fand er sie. Wir allerdings haben vielleicht nicht die große Weisheit wie der Buddha, um diesen Weg alleine gehen zu können. Wir wissen nicht, wie wir mit unseren Problemen und Sorgen im Alltag umgehen können, um wirklich diese tiefe Ruhe finden zu können. Was machen wir dann? An diesem Punkt fangen wir mit dem Üben des Zazen an, um unseren Geist in der eigentlichen Ruhe erleben zu können.
Der sechste Patriarch erklärte die Übung des Zazens ganz direkt, indem er sagte, außen alles loslassen und den Geist ruhig werden lassen, das bedeutet das Sitzen. Und innen keine Sorgen hervorbringen, das ist der Aspekt des Zen. Wir alle sehen ständig die Dinge außerhalb, aber wir beurteilen sie auch sofort. Alles wird sofort in gut und schlecht eingeteilt. Unser Bewusstsein ist ständig in Bewegung, ständig dualistisch die Dinge betrachtend, und es beschäftigt sich ständig damit, was für einen selber gut und schlecht ist. Dieses muss einmal vollkommen losgelassen werden. Das ist die Übung des Zazens. Wir müssen einmal diese Idee von gut und schlecht lassen, erst dann können wir die Wahrheit finden, die hinter allem steht. Die Wahrheit, die alle Dinge miteinander verbindet. Damit wollte der sechste Patriarch nicht sagen, dass wir die Augen und die Ohren schließen sollten oder uns vollkommen in eine innere Dunkelheit hineinbegeben sollten. Sondern uns vollkommen öffnen: Sehe ganz direkt, höre ganz direkt, aber sei wie ein Spiegel dabei. Spiegle einfach das wieder, was du erlebst, was du direkt vor dir findest und beurteile es nicht gleich dualistisch. Denn so wird dein Geist niemals zur Ruhe finden können. In jedem Moment sei wie ein Spiegel ohne zu schauen, ob es gut oder schlecht ist.