Zen im Alltag, Teil 7.
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Der sechste Patriarch sagte: Von Anbeginn gibt es nichts, wo sich der Staub ansetzen könnte. Wir essen gutes Essen, tragen gute Kleidung, und wir versuchen alles zu tun, um unseren Körper gesund zu halten. Das mag das Glück eines jeden Menschen sein, dass wir die Gesundheit als das Allerwichtigste sehen, denn sonst sind die anderen Aspekte unbedeutsam. Doch Roksu Zojenzi (?) sagt zu uns, wir müssen noch tiefer schauen. Der Körper bleibt nicht ewig. Wir müssen uns irgendwann von diesem Körper trennen. Selbst ein alter Zenmeister, der 120 Jahre alt wurde, Tschoshu Usho (?), musste irgendwann einmal sterben. Wir haben diesen Körper nicht ewig und müssen ihn irgendwann loslassen. Dieser Körper ist ein begrenztes Glück. Natürlich ist unsere Gesundheit ein Barometer für unser eigenes Glück im Leben, doch dürfen wir dort nicht stehen bleiben. Wir mögen vielleicht auch denken, dass der Frieden und die Ruhe in unserem Geist uns sehr wichtig sind. Wenn wir jedoch unsere Augen schließen würden, unsere Ohren schließen würden, vielleicht würden wir diese Ruhe im Geist dann auch finden. Doch wäre das wahrlich das Glück für die ganze Menschheit? Vielleicht könnten wir dort für uns selber etwas Ruhe finden, aber wäre das wirklich das Glück von allen Menschen? Wenn wir uns nur umschauen, wie viele Menschen leiden, da können wir doch nicht unsere Augen schließen und auch so tun, als ob wir nichts hören würden. Das ewige Glück ist dort nicht zu finden. Es ist wichtig, dass der eigene Geist ruhig ist, dass der Körper gesund ist, doch die Wahrheit ist noch ganz woanders zu finden.

Der sechste Patriarch sagte weiter: Von Anbeginn gibt es nichts, wo sich dieser Staub setzen könnte. Die Basis unseres Geistes hat es nie gegeben. Es gibt da nichts, keine Wolke, keinen Staub. Dort, wo überhaupt nichts zurückbleibt, dort ist die Wahrheit zu finden, wie bei unserer Geburt, wo wir an nichts festhalten. Vielleicht sind wir von der DNA beeinflusst, aber abgesehen davon halten wir an überhaupt nichts fest. Dort ist der wahre ruhige Geist zu finden. Wir hören von Anbeginn nichts. Von Anbeginn an gab es überhaupt nichts. Wenn dies jetzt jemand hört, mag er sagen: Was soll das? Aber das ist nur, weil wir es nicht verstehen. Weil wir versuchen, es intellektuell zu verstehen. Wenn es zum Beispiel jemanden gibt, der kurz vor dem Sterben ist, der voller Qualen ist, der Schmerzen hat und wirklich sterben möchte – wenn wir dieser Person sagen würden, dass alles nur eine Vorstellung ist, dass von Anbeginn wirklich nichts in dieser Welt existiert, so würde jener wohl kaum sagen: Nun habe ich verstanden, meine Qualen sind vorbei, meine Schmerzen sind auch unbedeutend, und ich bin befreit. Es ist nicht ganz so leicht, alles vollkommen loszulassen.